Studienangebot Écoles Supérieures

Die französischen Ecoles leiten sich aus einer seit dem 18. Jahrhundert bestehenden Tradition von Elitehochschulen ab. In Frankreich existiert daher für einige Fachrichtungen ein zweigleisiges Hochschulsystem mit Universitäten auf der einen Seite und sogenannten Ecoles auf der anderen Seite. Der grundlegende Unterschied besteht im Auswahlverfahren der Studenten vor der Zulassung an den Ecoles, während es an der Universität keinen numerus clausus gibt.

Was sind die Ecoles Supérieures?

Bestimmte Studiengänge findet man nicht an den Universitäten, sondern in anderen Hochschulen, die meistens als Ecoles Supérieures oder auch nur Ecoles benannt werden.

Die angesehensten Ecoles heissen meistens Grandes Ecoles und gelten in Frankreich als Kaderschmieden für Wirtschaft, Staat und Kultur.
Ein besonderes Merkmal dieser Ecoles ist die Ausbildung von sogenannten généralistes, das heißt das Studium ist meist interdisziplinärer als an den Universitäten ausgerichtet, es vermittelt daher aber auch nur einen Überblick über die verschiedenen Disziplinen.
Das Ansehen einer Ecole hängt stark vom Ruf ihrer Ausbildung und vom beruflichen Werdegang ihrer Absolventen ab. Die Ecoles sind daher bekannt für kleine Studienjahrgänge und einen stark ausgeprägten Korpsgeist. Die Alumni und die Wirtschaft werden stark in das Hochschulleben und den Berufsstart der Absolventen einbezogen.

Die größtenteils staatlich anerkannten Ecoles verleihen keine national gültigen Abschlüsse wie die Universitäten (die zum Beispiel zur Promotion berechtigen) sondern das schuleigene Diplom. Meist handelt es sich um einen bac+5-Abschluss (das heisst äquivalent zu einem Master). Im Gegensatz zu den Universitäten werden also keine staatlichen "Licence" verliehen.

Bis vor einigen Jahren hatte der erreichte Ecole-Abschluss in einigen Berufszweigen einen erheblichen Einfluss auf den Einstieg ins Berufsleben und einen deutlichen Vorteil gegenüber den staatlichen Abschlüssen an der Universität. Das Gewicht dieses Rankings zwischen Ecoles und Hochschulen hat jedoch stark abgenommen. Heute besitzen eigentlich nur noch die Topelitehochschulen einen Sonderstatus hinsichtlich der Karriere ihrer Absolventen.

In welchen Fachrichtungen gibt es Ecoles Supérieures?

  • Ecoles d'ingénieurs (Ingenieurhochschulen)

    Die klassischen Ingenieurfächer der deutschen Technischen Hochschulen, Technischen Universitäten und Universitäten werden in Frankreich nur in Ecoles und nicht an den Universitäten angeboten. Neben den Ingenieurstudiengängen kann an den Ecoles d'ingénieurs teilweise auch Informatik, angewandte Mathematik und Naturwissenschaften studiert werden. Bei der Auswahl der Studenten liegt der Schwerpunkt auf Mathematik, Physik und Chemie.

  • Ecoles de commerce et de gestion (BWL- oder Business-Hochschulen)

    Sämtliche Bereiche der BWL und des Managements werden in den verschiedenen écoles de commerce angeboten. Die Auswahlprüfung konzentriert sich auf Mathematik, Wirtschaft und eine sogenannte culture générale (Literatur, Geschichte, Sozialwissenschaften...). Es gibt über 250 dieser Hochschulen in Frankreich, die in vielen Bereichen auch mit ebenso renommierten Universitätsstudiengängen um Studenten konkurrieren. Ein Teil dieser Ecoles ist staatlich nicht anerkannt. Es handelt sich also um Privathochschulen wie es sie auch in Deutschland gibt, daher muss mit nicht unerheblichen Studiengebühren gerechnet werden.

  • Instituts d'Etudes Politiques (IEP)

  • Diese Institutionen bieten eine interdisziplinäre Ausbildung an und kombinieren Sozial- und Geisteswissenschaften, Rechtswissenschaften, Politikwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften. Es gibt 10 IEP in Frankreich. Das bekannteste Institut befindet sich in Paris und wird oft "SciencesPo" genannt.

  • Ecole Nationale d'Administration (ENA)

    Aufgabe der ENA ist es, den zukünftigen höheren Verwaltungsbeamten eine fachübergreifende Ausbildung zukommen zu lassen. siehe Post-Graduierte

  • Ecoles Normales Supérieures (ENS)

    Die ENS gehören zu den angesehensten Hochschulen Frankreichs: Sie bieten eine Eliteausbildung für zukünftige Professoren und Wissenschaftler.
    Jede ENS besitzt bestimmte fachliche Schwerpunkte: An der ENS de Paris werden alle Natur- und Geisteswissenschaften angeboten, an der ENS de Fontenay-Saint Cloud können Geistes- und Sozialwissenschaften studiert werden, die ENS de Lyon bietet Studiengänge in den Naturwissenschaften an, und an der ENS de Cachan können ebenfalls einige ingenieur- und naturwissenschaftliche Fächer sowie Wirtschaftswissenschaften belegt werden.
    In allen angebotenen Fachrichtungen dauert das Studium an den ENS in der Regel drei Jahre. Weitere Informationen erhalten Sie unter >>

  • Ecoles spécialisées (Kunst, Design, Mode, Architektur, usw.)

    Die spezialisierten Hochschulen funktionieren meistens anders als die auf dieser Seite erwähnten Schulen; daher sind die Hinweise hinunter über Aufenthaltsmöglichkeiten nicht für die spezialisierte Hochschulen  gedacht.

  • Ecoles vétérinaires

         Tiermedizin in Frankreich studiert man an besonderen Schulen. Es gibt insgesamt 4 nationale Veterinärschulen. Weitere Informationen >>

Auswahlverfahren für ein Vollstudium an einer Ecole

(das nachstehende gilt nicht für alle Ecole)

Studierende, die ein Komplettstudium an einer Ecole absolvieren möchten, müssen an Auswahlprüfungen teilnehmen. Nur einige wenige Ecoles wählen die Studenten direkt nach dem Abitur aus, denn je höher das Prestige der Ecole desto höher sind auch die Anforderungen für die Prüfungen. Inhalt und Umfang des Prüfungsstoffes setzen meist den Besuch ein- oder zweijähriger Vorbereitungsschulen (classes préparatoires) voraus. Hier werden die Kandidaten unter großem Druck für die verschiedenen Prüfungen (concours) "getrimmt" und absolvieren somit ein sehr umfangreiches, theoretisches und recht breit gefächertes Grundstudium (bei dem aber kein Abschluss erlangt wird das somit an Universitäten und im Ausland in der Regel nicht anerkannt wird- Äquivalenzen sind jedoch möglich).

Studienaufenthalte

Für Studierende deutscher Hochschulen gibt es zwei Möglichkeiten einen Aufenthalt an einer Ecole zu verbringen:

  • Die Teilnahme an einem integrierten binationalen Studiengang, hier kann der französische Abschluss (zugleich mit dem deutschen erworben) große Vorteile für den späteren Einstieg in den Arbeitsmarkt bringen.

  • Ein bis zu dreisemestriger Aufenthalt, um das in Deutschland studierte Fach über die interdisziplinäre Ausbildung der Ecole und den engen Kontakt zur Wirtschaft aus einem anderen Blickwinkel kennen zu lernen.

Aufgrund der strengen Auswahlprüfungen ist es nur schwer möglich einen Aufenthalt in Eigenregie zu organisieren. Die Ecoles nehmen fast nur Studenten auf, die an einem Austauschprogramm (zum Beispiel Erasmus+) mit einer deutschen Partnerhochschule teilnehmen. Erster Ansprechpartner sind für einen Aufenthalt an einer Ecole daher das Auslandsamt Ihrer Hochschule und die Beauftragten für Austauschprogramme Ihrer Fakultät.