VERANSTALTUNGEN
Rencontre-débat «Café sciences et culture»:
Kann uns die Chemie Auswege ais Energiekrise und Umweltverschmutzug aufzeigen?


Zum zweiten Mal trafen sich am 23. Mai 2006 Experten aus Deutschland und Frankreich, um hoch über den Dächern Münchens in der „Skybar“ des Europäischen Patentamts München gemeinsam mit dem zahlreich erschienen Publikum über ein aktuelles Thema aus der Forschung zu diskutieren.

Dieses Mal standen neue Entwicklungen und Perspektiven aus dem Bereich der Chemie im Zentrum des Gesprächs, die eines Tages zur Lösung von Energie- und Umweltproblematiken beitragen könnten. Dr. Patrick Illinger (Süddeutsche Zeitung) leitete eine angeregte Debatte mit Professor Thomas Bein (Ludwig-Maximilians-Universität München), Professor Gérard Férey (Institut Lavoisier – Université de Versailles-St.Quentin en Yvelines), Dr. Ulrich Eberle (General Motors, Hydrogen & Fuel Cell Research Strategy Europe) sowie mit Dr. Thomas Eijkenboom (Europäisches Patentamt München).

Dr. Eijkenboom, Prof. Férey, Dr. Illinger, Prof. Bein, Dr. Eberle (von links nach rechts)

Angesichts der beschränkten Ressourcen von herkömmlichen fossilen Energieträgern wie Erdöl, Erdgas oder Kohle auf der einen Seite und des weltweit enorm wachsenden Energieverbrauchs auf der anderen Seite, stellt sich mit hoher Dringlichkeit die Frage nach alternativen Methoden der Energiegewinnung.

Zu lösen sei das Problem vermutlich nur, so betonten alle Diskutanten, durch eine Kombination verschiedener Ansätze. Die Hoffnung auf die eine Lösung werde sich voraussichtlich nicht erfüllen.

Eine der wichtigsten potentiellen Alternativen wird künftig voraussichtlich der Wasserstoff als Energieträger darstellen. Trotz noch zu lösender Probleme hinsichtlich Produktionstechniken und Speichermöglichkeiten, die Professor Bein anschaulich erklärte, ist Wasserstoff insbesondere als Treibstoff für Fahrzeuge auch Hoffnungsträger der Automobilindustrie, wie Dr. Eberle für sein Unternehmen General Motors unterstrich, das intensiv in diesem Bereich forscht.

Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion war die Problematik der exorbitanten Produktion von Kohlendioxid. Aktuell werden mit Hochdruck unterschiedliche Ansätze zu dessen Lagerung und Umwandlung erforscht, was sich, wie Dr. Eijkenboom bestätigte, u.a. in einer steigenden Anzahl von Patenten auf diesem Gebiet spiegelt. Professor Férey stellte in diesem Zusammenhang die Möglichkeit der unterirdischen Speicherung von CO2 und dessen ‚natürliche’ Transformation in Calciumcarbonat (Kreide) vor, die in ihrer Einfachheit beeindruckte. Zugleich vergaß Professor Bein nicht, auch auf die Gefahren einer unterirdischen Ansammlung derartiger Mengen CO2 insbesondere in der Nähe besiedelter Gebiete zu verweisen.

Trotz aller Fortschritte in Forschung und Entwicklung jedoch, so unterstrichen sowohl die Diskussionsteilnehmer auf dem Podium als auch die im Publikum nach fast zweistündiger intensiver Diskussion, ist zur Lösung der aktuellen und zukünftigen Probleme aber noch mehr vonnöten: Zum einen ein entschiedener politischer Wille auf nationaler, europäischer und auch globaler Ebene, der sich bislang noch viel zu zögerlich manifestiert, zum anderen aber ist natürlich auch jeder Einzelne von uns gefragt, das eigene Anspruchsdenken und Konsumverhalten zu überdenken und zu verändern. Denn, wie es Professor Férey auf den Punkt brachte: „Die beste Art, gegen den CO2-Anstieg vorzugehen, ist noch immer, weniger davon zu produzieren!“

Das „Café sciences et culture“ wurde vom Bayerisch-Französischen Hochschulzentrum (BFHZ) sowie vom Bureau de Coopération Universitaire de Munich (Service Culturel de l'Ambassade de France) mit freundlicher Unterstützung des Europäischen Patentamts und des Vereins "Amitié Alsace-Bavière" veranstaltet.

Verfasserin: Katrin Foldenauer, Geschäftsführerin des Bayerisch-Französischen Hochschulzentrums (BFHZ)