AKTUELLES AUS HOCHSCHUL- UND FORSCHUNGSPOLITIK
Neue Gesetzgebung für Forschung in Frankreich

Am 18. April 2006 wurde das neue "Loi de programme pour la recherche" von der französischen Regierung verabschiedet, das Teil der Initiative "Pacte pour la recherche" ist. Die Reformvorschläge zielen in erster Linie auf folgende Bereiche ab:

- Stärkung der Profilbildung in Wissenschaft und Forschung
- Einrichtung eines einheitlichen, kohärenten und transparenten Evaluationssystems
- Bündelung vorhandener Ressourcen und Erleichterung von Forschungskooperationen
- Ermöglichung
engerer Bindungen zwischen öffentlicher und privater Forschung zur Intensivierung der innovativen Dynamik und der Schaffung von Exzellenzzentren
- Erleichterung der
Interaktion zwischen Forschern und Privatwirtschaft

Das Gesetz beinhaltet unter anderem folgende Neuerungen:

- eine mittelfristige Finanzplanung der öffentlichen F+E-Mittel für den Zeitraum 2006–2010. Das "budget recherche" soll darin von zur Zeit 20,87 Milliarden Euro auf 24 Milliarden Euro erhöht werden. Jährlich wird die Regierung eine Planung bezüglich der Einstellung zusätzlichen wissenschaftlichen Personals in der öffentlichen Forschung für die kommenden fünf Jahre vorlegen.

- die gesetzliche Verankerung der "Agence nationale de la recherche" (ANR), eine öffentliche Projektförderungseinrichtung. Die ANR fördert Grundlagen- und angewandte Forschung. Die Projekte werden dabei zum einen im Rahmen von in Absprache mit der Staatsregierung getroffenen, thematisch gebundene Ausschreibungen ausgewählt, zum anderen ist aber auch ein signifikanter Anteil für thematisch nicht gebundene Projekte reserviert. Hinzu kommt die Gründung eines «Haut conseil de la science et de la technologie», der in enger Zusammenarbeit mit dem Staatspräsidenten beratend bei der Weichenstellung der Forschungs- und Entwicklungspolitik des Landes beteiligt sein wird.

- die Einrichtung eines Evaluierungsorgans, der "Agence d’évaluation de la recherche et de l’enseignement supérieur" (AERES). Als unabhängige Institution soll die AERES die Hochschul- und Forschungseinrichtungen, Organismen für wissenschaftliche Zusammenarbeit sowie Agence nationale de la recherche (ANR) bewerten. Die Evaluierungsverfahren orientieren sich an den „international best practices“, den Evaluierungsteams müssen zwingend europäische/internationale Experten angehören.

- die Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen für den freiwilligen Zusammenschluss von öffentlichen und privaten Forschungs-/ und Hochschuleinrichtungen zu „pôles de recherche et d’enseignement supérieur“ (PRES) sowie thematisch orientierten „réseaux thématiques de recherche avancée“ (RTRA):


-> Die «pôles de recherche et d’enseignement supérieur» (PRES) sollen es öffentlichen und privaten Forschungs- und/oder Hochschuleinrichtungen erlauben, ihre Aktivitäten und Mittel in bestimmten Bereichen – etwa bei der Internationalisierung oder der Doktorandenausbildung – zu bündeln.
-> Die «réseaux thématiques de recherche avancée» (RTRA) sollen der wissenschaftlichen Profilierung dienen. Forscher und Forschergruppen können sich in den «réseaux thématiques de recherche avancée» zu Exzellenzverbünden zusammenschließen, um mit einer gemeinsamen Strategie effektiver arbeiten zu können.

Die PRES und RTRA können als gemeinnützige Vereine, als öffentliche Einrichtungen (PRES) oder als wissenschaftliche Stiftungen gegründet werden (PRES und RTRA).

- Außerdem soll die Interaktion von Forschern und Privatwirtschaft erleichtert werden. Zukünftig können so etwa Unternehmen, die in die Forschung investieren, von Steuererleichterungen profitieren.


Informationen
unter: www.pactepourlarecherche.fr ; www.recherche.gouv.fr, www.gip-anr.fr

Quellen: Communiqués de presse du Ministère de l'Education Nationale, de l'Enseignement Supérieur et de la Recherche;http://www.internationale-kooperation.de/frankreich


Verfasser: J. Fleck, Attaché de coopération scientifique et universitaire en Bavière